General Public
Schönhauser Allee 167c
10435 Berlin
 
Weitere Info unter : www.generalpublic.de
 
 


reality is a very strong move
Kuratorische Zusammenarbeit mit Oliver Baurhenn, Michael Schultze, Heimo Latner, Brandon La Belle.
Eingeladen von den KW Institute for Contemporary Art im Rahmen des Programms One Night Stand.
11.12. 2013

Gilles Aubry, Fabienne Audeoud, Antonia Baehr, Serge Baghdassarians, Graw Böckler, Chat, Davix, Kane Do, Discoteca Flaming Star, Ernesto Estrella, Deli Gleba, Akin Kazuk, Eva Meyer Keller, Käthe Kruse, Edda Kruse-Rosset, Brandon LaBelle, Michael Laurent, LIGNA, Plan B, Kirsten Reese, Catarina Santos, Heidi Sill, Annette E. Stahmer, Dorothy Vallens, Antje Vowinckel, Jeremy Woodruff und Ella Ziegler.
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Errant Bodies und General Public gestalten gemeinsam einen Abend im Exil mit Performances und Werken, die den Begriff von Performance benutzen. Wahlverwandschaften werden eine Rolle spielen, Beziehungen ebenso wie erweiterte Netzwerke, politisches Handeln, Musik und stumme Interventionen.

Wie verhalten sich die Kleinteiligkeiten individueller Narrationen und Biographien zu geographisch-kulturellen Historien und zu einem im Großen gedachten Gemeinsamen? Die Grenze zwischen (Selbst-)Behauptung und Infragestellung einer Existenz ist ein schmaler Grat. Man kann schmunzeln, man kann aber auch zerbrechen, wenn einem das Eigene als Fremdes entgegentritt.

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L'Age d'Or
Kuratorische Zusammenarbeit mit Oliver Baurhenn und Michael Schultze.
26. 01. - 03. 03. 2013

Oliver Baurhenn, Graw Böckler, Alice Cannava, Eva Castringius, Ivo Gretener, Ludovic Jecker, Michael Laurent, Peter Jap Lim, Cornelia und Holger Lund, Marie-José Ourtilane, Remco Schuurbiers, Henrik Strömberg, Caro Suerkemper, Maya Weyermann.
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L'Age d'Or (en: The golden age) points to a time of balance, harmony and joy. It is a time you are having now or you have had or that you will have, but definitely it is linked to a certain object let it be physical, metaphorical, or pure abstraction or desire. The invited artists are dealing with their Golden Age, whatever this might be. The exhibition includes existing works, artefacts, documents and reflexions. In short: memorabilia.

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Autofocus {and meantime belongs to becoming}
Kuratorische Zusammenarbeit mit Heimo Lattner und Michael Schultze
2 - 12. 09. 2011

Ulf Aminde, Astali/Pierce, Manon Bellet, Mariana Caló & Francisco Queimadela, Discoteca Flaming Star, Jeremiah Day, Kane Do, Sophie Hamacher, Hervé Humbert, Eva Meyer Keller, Annette Kisling, Stephanie Kloss, Käthe Kruse, Heimo Lattner, Marie-josé Ourtilane, Andreas Schimanski, Michael Schultze, Elke Marhöfer, Jonathan Monk, Martina Wolf.
Text
 

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Umwälzungen in Nordafrika, tumultartige Verwerfungen der Geldwirtschaft, Natur- mit beigestellten Atomkatastrophen, Schuldenkrisen, all diese Ereignisse in den täglichen Blättern: wie aus dem Nebel oder aus einer Unschärfe heraus treten diese Momente einer kommenden Geschichte auf uns zu.
Scheinbar aus dem Nichts erscheinen sie aus dieser Unschärfe und rasten in einem spontanen Moment einer Scharfstellung in unser Bewusstsein ein, in den Lauf der Welt.

Der Begriff, mit dem alle diese Ereignisse sich in der medialen Öffentlichkeit tarnen, ist der der Krise. Dieser Begriff scheint recht präzise einem hypochondrischen Kapitalismus zu entsprechen, wir nehmen ihn ernst und umarmen ihn. Was uns daran interessiert ist das Aufblitzen des zentralen Zeichens dieser Rede: dem unwillkürlichen Scharfstellen in ein Ereignis hinein, dass alles um sich herum in Unschärfe fallen lässt. Als Bild hierfür bietet sich das spontane Fokussieren des Autofokus mit seiner schmalen scharf umrissenen Zone und dem weiten Teil der Unschärfe dankend an.

In diesen Zeiten einer Rhetorik sich ablösender Krisen, in der die Rede von der Verknappung (in den diversen "Schuldenkrisen") eine Maßlosigkeit der Ökonomie offenbart, und unscharfes Kapital hysterisch neue Orte der Sicherheit und der Akkumulation sucht, scheinen uns die Fragen nach dem Moment des Aufscheinen der unscharfen Ränder des gemeinschaftlichen notwendig: Die Rhetorik der Krise kennt weder Vor- noch Nachher, sie ist die Leerstelle eines Wissens um Kontinuität, sie ist die Momentaufnahme mit Blitz einer leer laufenden Welt. Nur erinnert als verblasstes Blatt in einem Notizbuch, als ein unscharfes Bild in einem Familienalbum.

Die versammelten Künstler ziehen ihre Argumente, ihre Methoden und ihr Vorgehen nur im aller weitesten aus dieser Thematik: allen gemeinsam ist jedoch ein Vorgehen in der der Nebel genauso eine Rolle spielt wie der Tunnel (am Ende ein Licht?). Stillstand, Plötzlichkeit, leises Fallen und unscharfe Ränder, selbst die Geologie spielen eine Rolle.

Auch darum die letzte Station, die erste Station: Geologie. Endloses Freilegen, Bewegungen in höchster Zeitlupe. Darauf, auf der Tektonik der Erdkruste der Mensch in seiner Notwendigkeit das bestehende zu Ändern. Vor dem Ereignis: die Naturgeschichte. Nach dem Ereignis: die Unschärfe der Geschichte.
(Es besteht eine Relation zwischen der Geologie, der unendlich langsamen Bewegungen der Erdgeschichte und der sprunghaften, eruptiven Gewalt des Ereignisses das ihr Bild in dem blitzschnellen Autofokus einer Kamera findet).

Noch einmal: Die Rhetorik der Krise belässt einen immerzu im unscharfen, sie findet statt in jenem Schärfepunkt eines plötzlichen, unmittelbaren, ungeheuer aktuellen Jetzt. So belässt sie uns im unklaren über ihre Herkunft und ihre mögliche Lösung, sie ist wesentlich undialektisch und auf verschlingende Konsumtion dieses seltsam lähmenden wie ergreifenden Spektakels gerichtet. Abgelöst nur von jenem nächsten Ereignis, der nächsten Krise, die die Vorherige wieder in die milde Unschärfe eines vorher entlässt. Im Konsum der Krise ähneln wir den konsumaffinen looters der englischen Insel, die den sozialen Protest in ein Fest der Konsumtion verwandelten. Plündern wir doch auch in der Wahrnehmung der vielfältigen Krisen den Moment der Schärfe des gnadenlosen Jetzts, und feiern mit Angstlust darin ebenso ein Fest der Vernichtung: Der symbolischen Werte (Nordafrika), der realen Werte (in den vielfältigen ökonomischen "Krisen") - und vielleicht des Begriffs von Wert schlechthin.

Warum ist nun die Geologie in diesem Zusammenhang interessant? Sie ist das Modell dass der neuen Unschärfe beigestellt ist, und darin ist sie durchaus Janusköpfig. Wir sehen den Übergang von Geschichte in Geologie (in Naturgeschichte) mit einer faszinierten Skepsis zu. Robert Smithson, der in dieser Ausstellung als einer der Paten agiert, versuchte der Geologie (noch) eine revolutionäre Kraft abzugewinnen als ein Modell des großmaßstäblichen in Aufbau und Verfall, als einem Versuch die Dialektik in diesen ungeheuer langsamen Prozess hineinzuadieren.
Das Modell der Geologie dient uns als ein unendlich stillgestelltes Lager. Kaum merklich bewegt dieses sich. Demgegenüber: der Sprung. Das abrupte Aufscheinen des Ereignisses, das ins Licht stellen des entscheidenden Moments. Aus der Unschärfe heraus löst sich ein Bild - das Ereignis. Was passiert nun in dem Bereich der vor und hinter einem Ereignis liegt?
Dieser Frage wegen spielen wir das Ereignis gegen die (endlose) Zeit aus. Wir rechnen die Unschärfe in das jetzt hinein. Wir betrachten die Geologie als dialektischen Prozess. Und unabhängig von der gezeigten Kunst, die Vielfältig diese Fragen umklammert, stehen wir ratlos einer Ereignisshaftigkeit der Welt gegenüber, die, wie ein Zoomobjektiv den Fokus sucht, von Fukushima nach Griechenland zu den Ökonomischen Verwerfungen springt und die unsere neue Erdkruste markiert.
Michael Schultze

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Die Fragen sind dichter als die Antworten
27.04 - 18. 05. 2011.

Sabrina Jung, Heidi Sill, Barbara Wille.
Texte
 

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Von den Arbeiten der drei Künstlerinnen Sabrina Jung, Heidi Sill und Barbara Wille, die in dieser Ausstellung verbunden werden, geht ein Gefühl des Unheimlichen aus, das uns dazu anregt, Fragen an diese Werke zu stellen. Die Dichte der Bilder evoziert jedoch unterschiedliche Fragestellungen, deren oberflächliche Beantwortung Ihrer Intensität nicht gerecht würde. Der Vorgang des Fragens kann hier analog zur Idee des offenen Kunstwerks bei Umberto Ecco gesehen werden. Die Frage ist ein offener Prozess, die Antwort hingegen bildet einen Ausschluss. Sie reduziert das Feld der Möglichkeiten oder der Phantasie, das durch die Frage eröffnet wurde, auf eine einzige Wirklichkeit.

Barbara Wille spricht bei ihren Arbeiten von Fotoperformances. Sie fotografiert ihren traumhaften, phantasmatischen Umgang mit Bildern, die sie aus dem allgegenwärtigen und erotisierenden fotografischen Repertoire von Modezeitschriften zieht.
Diese Art von Bildern beschäftigt auch Heidi Sill, aber sie unterzieht diese einem zeitgenössischen, erotisch-ethnischen Ritual, einer radikalen Behandlung durch Selbstzerstörung, Verstümmelung und Umstrukturierung.
Sabrina Jung hybridisiert Menschen indem sie beispielsweise männliche und weibliche Identitäten miteinander vermischt. Sie wird zu einer Ikonoklastin der Erinnerung indem sie Fotostudio-Portraits attackiert, die die Erinnerung an mittlerweile Unbekannte nachhaltig sichern sollten.
Am Ende dieser Umformungsprozesse steht wiederum schließlich das Bild, dessen Dichte nicht reduziert werden kann, ohne in Pleonasmen zu verfallen.

Mj Ourtilane

Zur Finissage am 18. Mai wird Heimo Lattner einen Vortrag zu seinem Filmprojekt "Sissi 4" halten.

"Sentimentalität ist der Bergriff, unter den wir alles stopfen können. Aber es ist natürlich total unsinnig, einem Heimatfilm vorzuwerfen, dass er sentimental ist. Auf der einen Seite steht Sissi und auf der anderen Seite Elisabeth. Ja, und dann ist da auch noch Romy Schneider, die das Glücksversprechen, für das Sissi steht, verkörpert und im wirklichen Leben genau daran zerbricht. Die Kaiserin zerbricht, weil der Kaiser ein Kaiser und kein Schneider ist. Ach ja, das Codewort, wie hieß das noch mal? Und das Scharren nach der Realität hinter dem Grießbrei, wohin führte das? Viel interessanter wäre doch die Frage, wo das Glück wohnt"

Heimo Lattner

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©mj ourtilane
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